Wegen ihres Glaubens in Haft – auf der Krim
Die aggressive Verfolgung von Jehovas Zeugen in Russland hat sich inzwischen auf die Krim ausgeweitet. In Russland hat die Regierung nicht nur die Rechtskörperschaften von Jehovas Zeugen aufgelöst, sondern ganz klar ihre Absicht bewiesen, deren friedliche Glaubensausübung zu unterbinden. Seit dem Verbot vom April 2017 haben russische Behörden im ganzen Land zahlreiche Razzien bei Gottesdiensten von Jehovas Zeugen durchgeführt und viele Personen festgenommen. Ähnlich radikal gehen die Behörden nun auch gegen Zeugen Jehovas auf der Krim vor.
Die ersten Razzien auf der Krim fanden am 15. November 2018 in Dschankoi statt, als etwa 200 Polizisten und Spezialkräfte 8 Privatwohnungen stürmten, in denen Zeugen Jehovas in kleinen Gruppen zusammensaßen, um Bibeltexte zu lesen und zu besprechen. Mindestens 35 maskierte und bewaffnete Beamte drangen gewaltsam in Sergei Filatows Wohnung ein, in der 6 Zeugen Jehovas zusammengekommen waren, und terrorisierten die Anwesenden. Die Eindringlinge drückten einen 78-jährigen Mann erst gegen die Wand, zwangen ihn dann gewaltsam auf den Boden, legten ihm Handschellen an und schlugen so brutal auf ihn ein, dass er unverzüglich ins Krankenhaus gebracht werden musste. 2 weitere Männer waren so traumatisiert, dass sie mit extremem Bluthochdruck ebenfalls schnell ins Krankenhaus gefahren werden mussten. Eine junge Frau, deren Haus gestürmt wurde, erlitt tragischerweise eine Fehlgeburt.
Nach der Razzia wurde Sergei Filatow gemäß Artikel 282.2 (1) des russischen Strafgesetzbuchs angeklagt, die Aktivitäten einer „extremistischen Organisation“ zu organisieren. Am 5. März 2020 verurteilte das Bezirksgericht Dschankoi auf der Krim Sergei Filatow zu sechs Jahren Haft in einem Straflager. Im Anschluss an die Urteilsverkündung wurde er sofort ins Gefängnis gebracht.
Seit der Razzia in Dschankoi im Jahr 2018 stürmen Spezialeinheiten der Polizei immer wieder Wohnungen von Zeugen Jehovas, die extremistischer Aktivitäten verdächtigt werden. Die jüngste Durchsuchung fand am 7. August 2024 statt. Mehrere bewaffnete und maskierte Polizeibeamte durchsuchten die Häuser von 5 Zeugen Jehovas, darunter das Haus der 68-jährigen Tamara Brattsewa im Dorf Rasdolnoje. Tamara Brattsewa, der vorgeworfen wird, die Aktivitäten einer extremistischen Organisation organisiert zu haben, steht derzeit vor Gericht. Im Oktober 2024 wurden 2 Zeugen Jehovas, Juri Geraschtschenko und Sergei Parfenowitsch, zu je 6 Jahren Straflager verurteilt. Ursprünglich waren sie zu Bewährungsstrafen verurteilt worden, doch die Staatsanwaltschaft drängte auf eine härtere Strafe, die das Gericht gewährte. Sie wurden noch im Gerichtssaal festgenommen und ins Gefängnis überführt.
Zurzeit befinden sich 12 Zeugen Jehovas infolge von Hausdurchsuchungen und anschließenden Strafverfahren in Haft. Die Männer wurden beschuldigt, die Aktivitäten einer extremistischen Organisation gefördert zu haben, und zu Freiheitsstrafen von bis zu sechseinhalb Jahren verurteilt.
Rückblick
18. Dezember 2024
Derzeit sind auf der Krim 12 Zeugen Jehovas inhaftiert.
3. Oktober 2024
Juri Geraschtschenko und Sergei Parfenowitsch werden zu 6 Jahren Straflager verurteilt.
7. August 2024
Polizeirazzien im Zuhause von 5 Zeugen Jehovas in Aluschta, Rasdolnoje und Senokosnoje. Gegen Tamara Brattsewa wird ein Strafverfahren eröffnet.
5. August 2021
8 Wohnungen von Zeugen Jehovas werden durchsucht. Alexandr Dubowenko und Alexandr Litwinjuk werden festgenommen.
1. Oktober 2020
9 Wohnungen in Sewastopol werden durchsucht. Igor Schmidt wird festgenommen und kommt in Untersuchungshaft.
4. Juni 2019
Beamte einer Spezialeinheit durchsuchen 10 Wohnungen in Sewastopol. Wiktor Staschewski wird daraufhin angeklagt, extremistische Aktivitäten organisiert zu haben.
20. März 2019
Beamte der Spezialeinheiten stürmen 8 Wohnungen in Alupka und Jalta. Bruder Gerasimow wird vernommen und beschuldigt, extremistische Aktivitäten organisiert zu haben.
15. November 2018
Über 200 Polizisten und Beamte der Spezialeinheiten stürmen 8 Privatwohnungen in Dschankoi, darunter auch Sergei Filatows Wohnung.