2. OKTOBER 2020
RUSSLAND
Drohende Freiheitsstrafen von bis zu sieben Jahren für vier Brüder und ein Ehepaar in Russland
Urteilsverkündung
Am 5. Oktober 2020 a wird das Saswijaschski-Bezirksgericht Uljanowsk voraussichtlich seine Entscheidung im Verfahren gegen unsere Glaubensbrüder Alexandr Ganin, Choren Chatschikjan, Andrei Tabakow und Michail Selenski sowie Sergei Mysin und seine Frau Natalja bekannt geben. Ihnen drohen Freiheitsstrafen von drei bis zu sieben Jahren. Die Staatsanwaltschaft fordert zudem die Beschlagnahme ihres Geldes und ihrer Autos im Wert von insgesamt etwa 1,57 Millionen Rubel (ungefähr 17 000 Euro).
Kurzbiografien
Alexandr Ganin
Geburtsjahr: 1957 (Echabi, Insel Sachalin)
Lebenslauf: seit über 20 Jahren ein getaufter Zeuge Jehovas; Rentner, liebt Gartenarbeit
Choren Chatschikjan
Geburtsjahr: 1985 (Jerewan, Armenien)
Lebenslauf: Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaften; nahm in seiner Jugend als Ringer an Wettkämpfen teil; bekannt für sein sanftes, freundliches Wesen
Begann ein Bibelstudium mit Zeugen Jehovas, weil er Gott näher kennenlernen und nach seinen Geboten leben wollte; schätzt die Logik und innere Harmonie der Bibel
Sergei Mysin
Geburtsjahr: 1965 (Kulebaki, Oblast Nischni Nowgorod)
Lebenslauf: lernte während seines Studiums der Ingenieurwissenschaften seine Frau Natalja kennen; Heirat 1991; dienen Jehova gemeinsam seit über 20 Jahren, haben zwei erwachsene Kinder; Hobby: Sport, insbesondere Lacrosse
Natalja Mysina
Geburtsjahr: 1971 (Leningrad, heute Sankt Petersburg)
Lebenslauf: stammt aus einer militärisch geprägten Familie; lebte vor ihrem Studienabschluss als Apothekerin in Deutschland; kocht und backt gern
Andrei Tabakow
Geburtsjahr: 1973 (Minsk, Belarus)
Lebenslauf: IT-Fachmann; Heirat mit Marina 2006; studierten mit Zeugen Jehovas die Bibel und ließen sich taufen; Hobby: elektronische Geräte, insbesondere Radios und Computer
Michail Selenski
Geburtsjahr: 1960 (Bulăiești, Republik Moldau)
Lebenslauf: hat als Matrose und Lkw-Fahrer gearbeitet; Heirat mit Victoria 1989; begannen Anfang der 90er-Jahre ein Bibelstudium; ihre Liebe zu Jehova wuchs und sie ließen sich taufen
Fallgeschichte
Vor etwa drei Jahren begann der russische Inlandsgeheimdienst (FSB) mit der Überwachung unserer Brüder und Schwestern in Uljanowsk; unter anderem wurden ihre Telefongespräche abgehört. Am 24. Februar 2019 leitete der FSB ein Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar Mysin sowie Bruder Chatschikjan, Bruder Tabakow und Bruder Selenski ein.
Drei Tage später um 5 Uhr morgens stürmten Beamte die Wohnungen von Bruder Chatschikjan, Bruder Tabakow und Bruder Selenski. Alle drei wurden festgenommen und vorübergehend inhaftiert. Am selben Morgen erhielt Schwester Mysina einen Anruf. Jemand teilte ihr mit, ihr Auto sei beschädigt worden und sie solle sich das gemeinsam mit ihrem Mann Sergei ansehen. Als Bruder Mysin die Tür öffnete, drangen FSB-Beamte in die Wohnung ein, durchsuchten sie und beschlagnahmten alle elektronischen Geräte. Das Ehepaar wurde daraufhin festgenommen.
Am nächsten Tag ordnete das Leninski-Bezirksgericht der Oblast Uljanowsk Untersuchungshaft gegen Bruder Mysin an. Schwester Mysina und die anderen drei Brüder wurden unter Hausarrest gestellt.
Bruder Mysin verbrachte insgesamt 55 Tage in Untersuchungshaft und 123 Tage unter Hausarrest. Schwester Mysina, Bruder Chatschikjan, Bruder Tabakow und Bruder Selenski verbrachten zwischen 50 und 55 Tagen unter Hausarrest.
Am Morgen des 15. Mai 2019 durchsuchten FSB-Beamte die Wohnung von Bruder Ganin und nahmen ihn fest. Er verbrachte zwei Tage in einer Untersuchungshaftanstalt.
Allen sechs Verkündigern wurden zwar nur geringe Einschränkungen auferlegt, doch die Behörden üben auf andere Weise weiterhin Druck auf sie aus. Die Bankkonten von Bruder Tabakow (Guthaben etwa 600 000 Rubel, ungefähr 6 500 Euro) und Bruder und Schwester Mysin (Guthaben etwa 500 000 Rubel, ungefähr 5 400 Euro) wurden gesperrt, sodass sie keinen Zugriff mehr auf ihr Geld haben.
Während unsere Brüder und Schwestern in Russland wegen ihres Glaubens verfolgt werden, beten wir darum, dass die inspirierten Worte des Psalmisten sie weiterhin stärken: „Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, die in der Not leicht zu finden ist“ (Psalm 46:1).
[Fußnote]
a vorläufiges Datum