Eltern kommen zu Wort
Eltern kommen zu Wort
Die Teenagerjahre stellen viele Eltern vor ganz neue Herausforderungen. Wie können sie ihrem Kind helfen, diesen Lebensabschnitt zu meistern, der für beide Seiten so verwirrend sein kann? Hier einige Erfahrungen aus aller Welt.
VERÄNDERUNGEN
„Als mein Sohn jünger war, nahm er alles, was ich ihm sagte, einfach an. Aber als er ins Teenageralter kam, hinterfragte er ständig, was ich sagte und wie ich es sagte. Er schien mir nicht mehr so zu vertrauen“ (Frank, Kanada).
„Mein Sohn erzählt nicht mehr so viel. Wenn ich wissen will, was in ihm vorgeht, muss ich ihn schon fragen. Es ist nicht so leicht, eine Antwort aus ihm herauszubekommen. Er antwortet schon, aber das dauert“ (Francis, Australien).
„Man braucht eine Engelsgeduld. Manchmal würden wir unseren Kindern am liebsten mal gründlich den Kopf waschen. Doch es ist immer besser, sich zu beruhigen und vernünftig mit ihnen zu sprechen“ (Felicia, Vereinigte Staaten).
KOMMUNIKATION
„Mal igelt meine 17-jährige Tochter sich ein, mal denkt sie, ich hätte ständig was an ihr auszusetzen. Dann hilft nur, sie daran zu erinnern, dass ich sie liebe, dass wir im gleichen Team spielen und ich ihr größter Fan bin“ (Lisa, Vereinigte Staaten).
„Früher wusste ich immer, was in meinen Kindern vorgeht; ich brauchte nie lange nachzubohren, bis sie etwas erzählt haben. Heute muss ich mich mehr in sie hineinversetzen und sie spüren lassen, dass ich sie respektiere. Das ist die einzige Chance, von ihnen zu erfahren, was sie denken und fühlen“ (Nan-hi, Mutter aus Korea).
„Teenagern gewisse Dinge nur zu verbieten, reicht nicht. Was sie brauchen, sind Gründe und echte Herz-zu-Herz-Gespräche. Das funktioniert jedoch nur, wenn wir bereit sind, ihnen richtig zuzuhören, selbst wenn sie manches sagen, was wir lieber nicht gehört hätten“ (Dalila, Brasilien).
„Ich versuche, meine Tochter nicht vor anderen zu korrigieren, sondern möglichst unter vier Augen“ (Edna, Nigeria).
„Manchmal lasse ich mich mitten im Gespräch mit meinem Sohn von irgendeiner Hausarbeit ablenken und höre nur noch halb hin. Das merkt er natürlich. Vermutlich ist das ein Grund, warum er nicht viel mit mir spricht. Damit er sich weiter mitteilt, muss ich mich mehr auf ihn konzentrieren, wenn wir miteinander reden“ (Miriam, Mexiko).
FREIHEITEN
„Ich hatte immer Bedenken, meinen Teenagern mehr Freiheiten zu lassen; das war ein echtes Reizthema. Wir haben die Sache offen miteinander besprochen. Ich habe ihnen meine Ängste geschildert und sie haben mir erklärt, warum sie mehr Freiheiten wollten. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass sie größere Freiheiten haben durften, aber innerhalb vernünftiger Grenzen“ (Edwin, Ghana).
„Mein Sohn wollte ein Motorrad. Ich war absolut dagegen und ertappte mich dabei, mit ihm zu schimpfen und ihm alle Nachteile aufzuzählen, ohne ihn überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Er wurde wütend und wollte erst recht eins haben. Also probierte ich es anders und bat ihn, die Sache mal von allen Seiten zu durchdenken, einschließlich der Risiken und Kosten und was dazugehört, einen Führerschein zu machen und zu behalten. Ich gab ihm auch den Tipp, reife Brüder in der Versammlung zu fragen. Als ich aufhörte, meinen Sohn zu bevormunden und offen mit ihm über seine Wünsche sprach, kam ich besser an ihn heran“ (Hye-young, alleinerziehende Mutter aus Korea).
„Wir haben Grenzen gesetzt, aber auch Freiheiten gewährt. Je besser unsere Kinder mit ihren Freiheiten umgingen, desto mehr haben wir ihnen erlaubt. Wir zeigten ihnen, dass wir sie nicht einengen wollten, und gaben ihnen oft Gelegenheit, sich unser Vertrauen zu verdienen. Doch wenn sie es missbrauchten, mussten sie auch die Folgen tragen“ (Dorothée, Frankreich).
„Bei mir gab es immer feste Regeln. Wenn sich meine Kinder daran hielten, bin ich ihnen auch entgegengekommen und erlaubte ihnen beispielsweise, länger wegzubleiben. Aber wenn sie mehr als einmal später heimkamen als ausgemacht, hatte das Konsequenzen“ (Il-hyun, Mutter aus Korea).
„Je gewissenhafter und verantwortungsbewusster ein Mitarbeiter ist, desto mehr Handlungsfreiheit räumt sein Chef ihm ein. Unser Sohn weiß: Je gewissenhafter er die von uns gesteckten Grenzen respektiert und je mehr Reife er zeigt, desto mehr Freiheiten wird er mit der Zeit erhalten. Er weiß aber auch: So, wie ein nachlässiger Angestellter zur Rechenschaft gezogen wird, kann auch er gewisse Freiheiten wieder einbüßen, wenn er nicht richtig damit umgeht“ (Ramón, Mexiko).
[Herausgestellter Text auf Seite 22]
„Bring einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen“ (Sprüche 22:6, GNB)
[Kasten/Bilder auf Seite 23]
FAMILIEN ERZÄHLEN
„Kinder in diesem Alter zu haben ist super“
Joseph: Meine beiden ältesten Töchter sind Teenager — ein Alter, in dem man ihnen zuhören und ihre Ansichten ernst nehmen muss. Ich rede respektvoll mit ihnen und tu auch nicht so, als hätte ich keine Fehler. So hat keiner von uns Hemmungen, etwas anzusprechen. Kinder in diesem Alter zu haben ist super, und mit der Bibel haben wir ja die beste Anleitung überhaupt.
Lisa: Als unsere Große ins Teenageralter kam, musste ich mehr für sie da sein als je zuvor. Ich habe ihr stundenlang zugehört, mit ihr gesprochen und ihr Mut gemacht. Unsere Töchter wissen, dass sie meinem Mann und mir alles offen sagen können und dass wir ihre Gefühle respektieren. Ich versuche umzusetzen, was in Jakobus 1:19 steht: „Schnell sein zum Hören, langsam zum Reden“
Victoria: Meine Mama ist meine beste Freundin. Ich kenne niemand, der so nett und liebevoll ist — und so ist sie zu jedem. Das ist einfach ihre Art. Jemand wie sie gibt es kein zweites Mal.
Olivia: Mein Papa ist immer für uns da und er ist großzügig. Er teilt alles, sogar wenn wir selbst gerade nicht so viel haben. Er kann ernst sein, aber mit ihm kann man auch echt viel Spaß haben. Er ist der beste Papa und ich bin total froh, dass er mein Papa ist!
„Langeweile gibts bei uns nicht!“
Sonny: Wenn die Mädchen ein Problem haben, setzen wir uns mit ihnen hin und sprechen darüber. Wir gehen offen miteinander um, und bei Entscheidungen verlassen wir uns auf biblische Grundsätze. Ynez und ich achten darauf, dass unsere Mädchen vernünftige Freunde haben. Ihre Freunde sind unsere Freunde und umgekehrt.
Ynez: Wir sind aktiv und unternehmen viel gemeinsam. Als Zeugen Jehovas haben wir alle Hände voll zu tun: Bibelstudium als Familie oder allein, predigen gehen und Freiwilligendienst — einschließlich Katastropheneinsätzen oder Mithilfe beim Bau von Königreichssälen. Bei alldem darf die Entspannung aber nicht zu kurz kommen. Langeweile gibts bei uns nicht!
Kellsie: Mein Vater kann prima zuhören und bezieht bei allen wichtigen Entscheidungen die ganze Familie mit ein. Und meine Mama ist immer für mich da, egal ob ich Hilfe brauche oder einfach nur reden will.
Samantha: Bei meiner Mama fühle ich mich so geschätzt, geliebt und wichtig — selbst wenn sie gar nicht bewusst darauf achtet. Sie hört zu. Sie fühlt mit. Ich würde unsere Freundschaft für nichts in der Welt eintauschen.
[Bilder]
Die Familie Camera: Joseph, Lisa, Victoria, Olivia und Isabella
Die Zapatas: Kellsie, Ynez, Sonny und Samantha
[Bild auf Seite 22]
Eltern setzen ihren Kindern vernünftige Grenzen, auch wenn sie ihnen gewisse Freiheiten gewähren