Der Schnabel des Eisvogels
Wer hat es erfunden?
Der Schnabel des Eisvogels
● Mit weit über 300 Kilometern pro Stunde ist der japanische Hochgeschwindigkeitszug einer der schnellsten Züge der Welt. Das verdankt er unter anderem dem kleinen Eisvogel. Warum?
Einige Details: Wenn der Eisvogel nach Beute taucht, spritzt dabei kaum Wasser auf. Das faszinierte den Ingenieur Eiji Nakatsu, unter dessen Leitung Hochgeschwindigkeitszüge getestet wurden. Er fragte sich, wie der Eisvogel mit dem Wechsel vom geringen Luftwiderstand zum hohen Wasserwiderstand so schnell zurechtkommt. Die Antwort lieferte den Schlüssel zur Lösung eines Phänomens, das bei Hochgeschwindigkeitszügen auftritt. Nakatsu erklärt: „Fährt der Zug mit hohem Tempo in einen engen Tunnel hinein, entstehen Druckwellen, die sich immer mehr aufbauen, ähnlich wie Flutwellen. Sie treten dann mit Schallgeschwindigkeit am Tunnelende aus und erzeugen niederfrequente Wellen, die einen lauten Knall und derartige Vibrationen verursachen, dass sich Anwohner bis in 400 Meter Entfernung beschwert haben.“
Man beschloss, die Front des Zuges wie einen Eisvogelschnabel zu konstruieren. Das Ergebnis? Der Zug fährt nun 10 Prozent schneller und verbraucht 15 Prozent weniger Energie. Außerdem ist der entstehende Luftdruck um 30 Prozent geringer und es kommt nicht mehr zum Tunnelknalleffekt.
Was soll man glauben? Ist der Schnabel des Eisvogels ein Produkt des Zufalls? Oder hat ihn sich jemand ausgedacht?
[Bildnachweis auf Seite 29]
Tauchender Eisvogel: Woodfall/Photoshot; Hochgeschwindigkeitszug: AP Photo/Kyodo