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Mit den Eltern reden: Wie stelle ich es an?

Mit den Eltern reden: Wie stelle ich es an?

Junge Leute fragen sich:

Mit den Eltern reden: Wie stelle ich es an?

„Ich habe echt versucht, meinen Eltern zu sagen, wie ich mich fühle, aber ich hab’s nicht richtig rausgekriegt, und da haben sie mich gar nicht erst ausreden lassen. Es ist mir total schwergefallen, überhaupt was zu sagen, und dann ging’s auch noch voll daneben!“ (Rosa). *

ALS du noch klein warst, bis du wahrscheinlich immer erst mal zu deinen Eltern gerannt, wenn du was wissen wolltest. Du hast ihnen alles erzählt, egal was es war. Du hast einfach drauflosgeredet und ihnen in allem blind vertraut.

Aber jetzt hast du eventuell das Gefühl, dass deine Eltern dich nicht mehr verstehen. „Einmal habe ich beim Abendessen vor meinen Eltern losgeheult und alles kam aus mir raus“, sagt Emily. „Die haben zwar zugehört, aber irgendwie haben sie es nicht kapiert.“ Das Ende vom Lied? „Ich bin in mein Zimmer gerannt und habe erst recht geheult.“

Manchmal ist es dir vielleicht auch lieber, mit deinen Eltern nicht über alles zu reden. „Ich spreche mit ihnen über alle möglichen Sachen“, sagt Christopher, „aber ich finde es ganz okay, dass sie nicht immer alles wissen, was ich so denke.“

Ist es falsch, wenn du manches für dich behältst? Nicht unbedingt — solange du keinem was vormachst (Sprüche 3:32). Egal, wie es bei euch zu Hause läuft, eins ist sicher: Du brauchst das Gespräch mit deinen Eltern, und sie brauchen es genauso.

Bleib dran!

Stell dir vor, du willst mit dem Auto irgendwo hinfahren und plötzlich stehst du vor einer Straßensperre. Was jetzt? Du suchst dir einfach einen anderen Weg. Genauso ist es manchmal mit der Kommunikation zwischen dir und deinen Eltern. Ein paar Beispiele:

Sperre 1: Du willst reden, aber deine Eltern sind mit ihren Gedanken ganz woanders. „An meinen Vater ranzukommen ist echt nicht leicht“, erzählt Lea. „Manchmal rede ich eine ganze Zeit lang und dann sagt er: ‚Äh, hast du grad was gesagt?‘ “

FRAGE: Lea will mit ihrem Vater unbedingt etwas besprechen. Was kann sie tun? Es gibt mindestens drei Optionen.

Option A

Ausrasten. Lea brüllt ihren Vater an: „Mann, hör doch mal zu! Das ist jetzt wichtig!“

Option B

Nichts mehr sagen. Lea macht komplett dicht und erzählt gar nichts mehr über ihre Probleme.

Option C

Einen besseren Moment abwarten und es dann noch mal probieren. Lea spricht mit ihrem Vater unter vier Augen oder schreibt ihm sogar einen Brief.

Was wäre deiner Meinung nach der beste Weg? ․․․․․․

Schauen wir mal, wo diese verschiedenen Möglichkeiten hinführen würden. Leas Vater ist mit dem Kopf ganz woanders und kriegt überhaupt nicht mit, wie frustriert sie ist. Entscheidet sie sich für Option A, fällt ihr Vater wahrscheinlich aus allen Wolken und wundert sich, dass sie ausflippt. Er wird dann nicht gerade Lust zum Zuhören haben. Außerdem wäre das nicht sehr respektvoll (Epheser 6:2). Das Ganze würde also zu gar nichts führen.

Zwar ist Option B der einfachste Weg, aber nicht unbedingt der klügste. Wieso? Weil „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt, aber bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ (Sprüche 15:22). Wenn Lea mit ihren Problemen klarkommen will, muss sie mit ihren Eltern reden. Sollen die ihr eine Hilfe sein, müssen sie wissen, was in Leas Leben so vor sich geht. Nichts sagen hilft keinem weiter.

Entscheidet sich Lea aber für Option C, endet das Gespräch nicht in einer Sackgasse. Sie schneidet das Thema eben einfach ein andermal an. Und wenn sie ihrem Vater einen Brief schreibt, fühlt sie sich gleich viel besser und kann außerdem genau formulieren, was sie ihm sagen wird, wenn er wirklich mal zuhört. Durch den Brief weiß er dann, was sie ihm sagen wollte, und ihm wird vielleicht klar, was ihr auf der Seele brennt. Option C bringt also beiden was.

Was könnte Lea sonst noch machen? Hast du eine Idee? Trag sie hier ein und schreib dazu, was dabei herauskommen könnte.

․․․․․․

Sperre 2: Deine Eltern wollen reden, aber du eigentlich nicht. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man nach einem stressigen Tag in der Schule gleich mit Fragen bombardiert wird“, erzählt Sara. „Ich will einfach meine Ruhe, aber dann kommen die Eltern an und fragen: ‚Wie war’s in der Schule? Alles okay?‘ “ Saras Eltern meinen es natürlich nur gut. Aber sie stöhnt: „Wenn ich müde und gestresst bin, hab ich keinen Nerv zum Reden.“

FRAGE: Was kann Sara machen? Wie Lea hat auch sie mindestens drei Optionen.

Option A

Nichts sagen. Sara blockt ab: „Lasst mich doch in Ruhe! Ich habe jetzt keine Lust zum Reden.“

Option B

Doch darüber reden. Sara antwortet ihren Eltern, ist aber ziemlich muffelig.

Option C

Das Thema „Schule“ vertagen, sich dafür aber über ein anderes Thema unterhalten. Sara schlägt vor, ein andermal darüber zu reden, wenn sie besser drauf ist, fragt ihre Eltern aber dann ganz ehrlich: „Wie lief’s denn bei euch heute so?“

Was wäre deiner Meinung nach der beste Weg? ․․․․․․

Schauen wir uns auch hier mal an, wo diese verschiedenen Möglichkeiten hinführen würden.

Sara ist ja ziemlich gestresst und will eigentlich gar nicht reden. Geht sie jetzt nach Option A vor, ist der Stress nicht weg und obendrein fühlt sie sich noch mies, weil sie pampig geworden ist (Sprüche 29:11).

Saras Eltern sind über ihren Ausraster — oder die Funkstille danach — auch nicht gerade happy. Vielleicht denken sie, dass sie ihnen etwas verheimlicht. Sie bohren weiter nach, was Sara natürlich noch mehr nervt. Das Ganze würde also letztlich auch zu nichts führen.

Option B ist offensichtlich besser als Option A. Zumindest redet Sara mit ihren Eltern. Aber weil das mehr so ein gezwungenes Gespräch ist, bekommen wieder alle nicht das, was sie sich eigentlich wünschen: ein entspanntes, offenes Gespräch.

Entschließt sich Sara aber für Option C, hat sie das Thema „Schule“ erst mal vom Hals und fühlt sich besser. Ihre Eltern finden es gut, dass sie überhaupt redet, und so sind auch sie zufrieden. Mit dieser Option fährt Sara wohl am besten, weil sie und ihre Eltern nach der Grundregel in Philipper 2:4 gehen: „Denkt nicht nur an eure eigenen Angelegenheiten, sondern interessiert euch auch für die anderen und für das, was sie tun“ (Begegnung fürs Leben).

Weitere Artikel aus der Reihe „Junge Leute fragen sich“ findest du unter www.watchtower.org/ypx

[Fußnote]

^ Abs. 3 Einige Namen wurden geändert.

ETWAS ZUM NACHDENKEN

▪ Wieso ist für eine gute Kommunikation das Timing so wichtig? (Sprüche 25:11)

▪ Warum lohnt es sich, den Draht zu deinen Eltern nicht abreißen zu lassen? (Hiob 12:12)

[Kasten/Bild auf Seite 18]

REDET IHR ANEINANDER VORBEI?

Klappt das mit der Kommunikation zwischen dir und deinen Eltern nicht so ganz? Vielleicht verstehen sie ja was anderes, als du sagen wolltest.

Du sagst . . .

„Ich will da nicht drüber reden.“

Deine Eltern hören . . .

„Mir liegt nicht so viel an euch und eurer Meinung. Ich rede da lieber mit meinen Freunden drüber.“

Du sagst . . .

„Das kapiert ihr nicht.“

Deine Eltern hören . . .

„Ihr seid viel zu altmodisch. Vergesst es! Ihr habt ja überhaupt keine Ahnung.“

[Kasten/Bilder auf Seite 21]

WAS ANDERE JUNGE LEUTE SAGEN

„Ich habe meinen Eltern von einem Problem in der Schule erzählt und war ganz baff, dass sie einfach so zugehört haben! Mit ihrer Hilfe habe ich das dann ganz schnell auf die Reihe gekriegt“ (Natalie).

„Mit den Eltern reden ist nicht immer so einfach, aber wenn man sich dann doch einen Ruck gibt, fällt einem hinterher ein Riesenstein vom Herzen“ (Devenye).

[Kasten auf Seite 21]

EIN WORT AN DIE ELTERN

Als Vater oder Mutter macht man sich vielleicht Gedanken, ob es den Kindern schwerfällt, zu einem zu kommen. Erwachet! hat einige Jugendliche gefragt, warum sie eher nicht zu ihren Eltern gehen. Daneben stehen ein paar Fragen und Bibeltexte, die man sich durch den Kopf gehen lassen sollte.

„Mein Vater hat in der Versammlung und auf der Arbeit immer viel um die Ohren. Ich weiß gar nicht, wann ich zu ihm hingehen soll. Irgendwie hat er nie Zeit für mich“ (Andrew).

Signalisiere ich unbewusst, dass ich viel zu beschäftigt bin? Wie könnte ich da etwas ändern? Wann könnte ich feste Zeiten für das Gespräch mit meinen Kindern einplanen? (5. Mose 6:7).

„Ich hatte Zoff in der Schule und habe das heulend meiner Mutter erzählt. Eigentlich wollte ich, dass sie mich tröstet, aber dann habe ich nur noch eins draufgekriegt. Seitdem erzähle ich ihr nichts mehr groß“ (Kenji).

Wie reagiere ich, wenn meine Kinder mit einem Problem zu mir kommen? Kann ich es mir angewöhnen, nicht gleich loszuschimpfen, sondern erst mal gut zuzuhören und Verständnis zu zeigen, bevor ich was dazu sage? (Jakobus 1:19).

„Die Eltern sagen einem immer, man kann ruhig alles erzählen und sie regen sich nicht auf, aber dann tun sie es doch jedes Mal. Da fühlt man sich ziemlich verschaukelt“ (Rachel).

Wenn mir mein Kind etwas erzählt, was mich auf die Palme bringt, wie schaffe ich es dann, nicht gleich an die Decke zu gehen? (Sprüche 10:19).

„Ich habe meiner Mutter schon oft was anvertraut und dann hat sie es brühwarm ihren Freundinnen erzählt. Es hat lange gedauert, bis ich wieder Vertrauen zu ihr hatte“ (Chantelle).

Nehme ich Rücksicht auf die Gefühle meiner Kinder und posaune nichts aus, was sie mir im Vertrauen sagen? (Sprüche 25:9).

„Ich möchte mit meinen Eltern über so viel reden. Ich brauche eigentlich nur eine Starthilfe von ihnen“ (Courtney).

Kann ich vielleicht den Anfang machen und immer wieder das Gespräch mit meinen Kindern suchen? Wann wäre der beste Moment? (Prediger 3:7).

[Bild auf Seite 19]

Der Weg zu einem Gespräch mit deinen Eltern muss nicht versperrt bleiben. Du kannst es schaffen!