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Europas kontrastreiches Delta

Europas kontrastreiches Delta

Europas kontrastreiches Delta

Von einem Erwachet!-Mitarbeiter in Rumänien

Die Donau entspringt im Schwarzwald. Als junger Wasserlauf kommt sie schnell voran, durchquert Österreich ostwärts und fließt die slowakisch-ungarische Grenze entlang. Sie ist längst ein Strom, wenn sie Richtung Süden nach Ungarn einbiegt und danach zum Grenzfluss zwischen Kroatien und Serbien wird. Entlang der bulgarisch-rumänischen Grenze wird sie dann gemächlicher und breiter. Anschließend biegt sie ab und durchfließt nordwärts Rumänien. Schließlich gleitet sie noch an der ukrainisch-rumänischen Grenze dahin.

Angeschwollen vom Wasser der etwa 300 Nebenflüsse, lässt der schlammige, mächtige Fluss an den Ufern des Schwarzen Meeres noch ein herrliches Delta entstehen. Unweit von Tulcea, im Südosten Rumäniens, teilt sich die Donau in drei Arme, den Kilija-, den Sulina- und den St.-Georgs-Arm, die ins Schwarze Meer münden.

Während diese drei Mündungsarme der Donau gemächlich durch das Delta fließen, entstehen viele kleine Verzweigungen, die zahlreiche Sümpfe und Seen speisen. Die Ablagerungen vom Fluss vermengen sich mit Meeressand und lassen große Sandbänke und Inseln entstehen. Auf einigen Sandbänken wie auf Caraorman türmen sich bis zu 6 Meter hohe Dünen, die an eine Wüste erinnern.

Das Donaudelta ist jedoch viel mehr als eine Landschaft aus Flugsand und Schlick. Es erstreckt sich über eine Fläche von etwa 4 300 Quadratkilometern und ist das größte Feuchtgebiet Europas. Das Delta bietet dem vermutlich größten Schilfrohrbestand der Erde Platz, der circa 1 700 Quadratkilometer groß ist.

Auf etlichen Sandbänken des Deltas gedeihen majestätische Wälder mit Ulmen, Eichen und Erlen. Ein Geflecht aus wildem Wein, Efeu und Lianen rankt sich im ewigen Wettstreit um das Sonnenlicht an diesen Bäumen empor. In gewisser Hinsicht ist das Delta ein großer biologischer Filter und somit auch das größte „Klärwerk“ Europas.

Tierparadies

Millionen von Vögeln, Vertreter von 300 Arten, versammeln sich in diesem Vogelparadies. Etwa die Hälfte des weltweiten Bestands an Rosapelikanen und über 60 Prozent aller Zwergscharben der Welt brüten im Donaudelta. Auch beinah der gesamte verbliebene Bestand an Rothalsgänsen, einer weltweit gefährdeten Art, überwintert hier. Im März nisten Pelikane auf schwimmenden Schilfinseln. Sobald der Herbst beginnt, ziehen sie weg in Richtung Nildelta, griechische Küste oder asiatische Küste bis hin nach Indien.

Nicht nur der ideale Lebensraum, den das Donaudelta bietet, lockt die Vögel wieder hierher zurück, sondern auch der Fischreichtum. Über 90 Fischarten gedeihen in den Verzweigungen des Deltas. Tatsächlich stammt die Hälfte der Süßwasserfische, die in Rumänien gegessen werden, von hier. Der Stör ist einer der bekanntesten Fische des Deltas. In der Laichzeit schwimmt er zum Ablaichen stromaufwärts. Der Rogen, auch Kaviar genannt, ist eine begehrte, teure Delikatesse.

Im Gebiet des Deltas gibt es relativ wenig echte Landfläche — nur 13 Prozent ragt aus dem Wasser. Hier streifen Wölfe, Füchse, Hasen und Bisamratten auf der Suche nach etwas Fressbarem umher. Auch gefährdete Tierarten wie der Fischotter und der Nerz, dessen Fell einst bei mondänen Damen heiß begehrt war, haben im Delta überlebt. Zusätzlich summen und brummen in diesem Wasserparadies noch mehr als 1 800 Insektenarten.

Eine erhaltenswerte Biosphäre

Im Jahr 1991 setzte man das Donaudelta auf die Welterbeliste. Im darauf folgenden Jahr wurde es international als Biosphärenreservat anerkannt. Von Tulcea aus wird das Reservat gewissenhaft verwaltet. Der Fischfang wird offiziell zwar kontrolliert, doch der illegale Fang bleibt eine ständige Bedrohung.

Der Zustand des Deltas hängt nach wie vor von den Städten und Industriezentren ab, die in die Donau auf ihrer 2 850 Kilometer langen Reise zum Meer Abwässer einleiten. In früheren Jahren filterte ein zusammenhängendes Sumpfgrasgebiet das Wasser der unteren Donau, bevor es in das Delta floss. Nun sind bereits nahezu vier Fünftel dieses Graslands verschwunden.

Gegenwärtig schiebt sich das Delta jährlich etwa um 30 Meter in das Schwarze Meer vor. Wie schon seit Jahrtausenden ist die Donau dabei, diese kontrastreiche Landschaft zu formen, umzugestalten und zu erneuern.

[Karte auf Seite 24]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

UKRAINE

MOLDAWIEN

RUMÄNIEN

Bukarest

Donaudelta

SCHWARZES MEER

Donau

BULGARIEN

[Bild auf Seite 24]

Das Schilfgebiet des Deltas, eines der weltweit größten, bietet allen möglichen Wildtieren Zuflucht

[Bild auf Seite 24]

Bisamratte

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Etwa die Hälfte aller Rosapelikane brüten hier

[Bild auf Seite 26]

Eisvögel und über 300 andere Vogelarten versammeln sich in diesem Vogelparadies

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Im Donaudelta leben über 1 800 Insektenarten

[Bildnachweis auf Seite 24]

Alle Fotos: Silviu Matei

[Bildnachweis auf Seite 25]

Alle Fotos: Silviu Matei

[Bildnachweis auf Seite 26]

Alle Fotos: Silviu Matei