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Wann blüht sie endlich?

Wann blüht sie endlich?

Wann blüht sie endlich?

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN BOLIVIEN

WARUM fahren manche von der Andenstadt La Paz aus mindestens 2 Stunden durch die Einöde des Altiplano, um in eine abgelegene Gegend namens Comanche zu gelangen? Was macht dieses Felsmassiv, das sich im Vergleich zu der unermesslich weiten Landschaft eher bescheiden ausnimmt, für Botaniker aus aller Welt so anziehend?

Es ist eine Pflanze. Sie gilt als die mächtigste krautige Pflanze überhaupt und außerdem als das bemerkenswerteste Gewächs der Anden: die Puya raimondii. Wer im Frühjahr kommt, kann mit etwas Glück den wirklich außergewöhnlichen Anblick genießen, den solch eine Pflanze in voller Blüte bietet. Bis es so weit ist, können nach Ansicht mancher jedoch hundert Jahre vergehen.

Die Puya raimondii findet sich im Umkreis von mehreren hundert Kilometern nur hier. Tatsächlich wächst diese seltene Art nur an wenigen Stellen, die allesamt in den Anden liegen. Da die Puya raimondii, anders als Bäume und Sträucher, keine holzigen Bestandteile hat, ordnen Botaniker sie den Kräutern zu. Doch ein Kraut dieser Größe haben wir bestimmt noch nicht gesehen! Die Rosette aus schmalen, stachelbewehrten Blättern ist so gewaltig, dass selbst die größten Menschen nicht mit den Armen hineinreichen könnten. Bei näherem Hinsehen entpuppt sie sich als Todesfalle für kleine Vögel. In den engen Ritzen zwischen den Blättern liegen fast immer vertrocknete Vögel, die sich vielleicht vor einem Habicht in das Blätterwerk geflüchtet haben und dann von den todbringenden Stacheln aufgespießt wurden.

Doch die interessantesten Teile dieser Pflanze sind wahrscheinlich die Blüten. Obwohl die von uns besuchte Kolonie aus etlichen Pflanzen besteht, wird man dort normalerweise höchstens ein oder zwei blühende Exemplare entdecken.

So einen Riesen des Pflanzenreichs in voller Blüte zu sehen ist ein wahrhaft überwältigendes Erlebnis. Wie ein Turm erhebt sich der größte Blütenstand der gesamten Flora über das Blattwerk an der Pflanzenbasis. Geschmückt mit Tausenden von gelben Blüten wird er 10 Meter hoch — höher als ein dreistöckiges Haus. Vom felsigen Boden gen Himmel strebend, bietet eine frei stehende Puya raimondii einen würdevollen Anblick.

Leider sind diese Pflanzen jedoch vom Aussterben bedroht. Aus irgendwelchen Gründen werden sie häufig angezündet. Man kann nur raten, ob manche einfach gern eine überdimensionale Fackel brennen sehen oder sich in der Kälte wärmen wollen oder ob die Betreffenden Angst haben, in den stacheligen Blättern könnten sich Schafe verfangen und verenden. Wie gelingt es der Puya dennoch, Feuer, Frost, Wind, sengender Sonne und kargem Boden zu trotzen?

Die Puya raimondii gehört zu der großen Familie der Ananasgewächse (Bromeliaceae), deren etwa 2 000 Arten auf das Überleben in eher pflanzenfeindlichen Zonen spezialisiert zu sein scheinen. Bis auf eine sind all diese Arten nur auf dem amerikanischen Kontinent heimisch. Wie die Puya raimondii auch, haben die meisten Bromelien Wurzeln, die ihnen vor allem Halt geben. Anstatt Wasser aus dem Boden aufzunehmen, absorbieren diese Pflanzen mithilfe winziger Schuppen auf ihren Blättern Feuchtigkeit aus der Luft. Außerdem sammelt sich Tau oder Regenwasser in zentralen Speichern, die nicht nur die Pflanze selbst versorgen, sondern auch Unmengen kleiner Lebewesen. Von allen Bromelien ist die Puya raimondii die größte Art.

Was macht die „Königin der Anden“ so interessant? Sie braucht ungewöhnlich lange, bis sie ausgewachsen ist und blüht. Ein anerkannter Botaniker zählte einmal die Blattnarben eines abgestorbenen Exemplars und schätzte dessen Alter auf 150 Jahre. Andere sagen, die Pflanzen würden nur 70 Jahre alt. Die Einheimischen nennen sie die hundertjährige Pflanze, da sie glauben, die Pflanze brauche hundert Jahre, bis sie endlich blüht. Das erste jemals aus Samen gezogene Exemplar erblühte 1986 in Kalifornien — nach nur 28 Jahren. Wie auch immer es sich hoch oben in den Anden verhalten mag, auf jeden Fall brauchen diese Pflanzen sehr lange, bis sie schließlich blühen.

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Wie kann die riesige „Puya raimondii“ auf so kargem Boden wachsen?

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Mit ihren Tausenden von Blüten zieht die „Puya raimondii“ viele Vögel an

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Eine „Puya raimondii“, die ein Feuer überlebt hat