INDONESIEN
Jehovas Namen voller Stolz bekannt machen
Während der langen Verbotszeit beachteten die Brüder in Indonesien Jesu weisen Rat, sich „vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ zu erweisen (Mat. 10:16). Als das Verbot endete, mussten viele erst lernen, „mit Freimut“ zu predigen (Apg. 4:31).
Einige Brüder zögerten beispielsweise, von Tür zu Tür zu predigen, und konzentrierten sich eher auf Rückbesuche und Bibelstudien. Manche scheuten sich davor, mit Muslimen zu sprechen. Viele stellten sich nicht als Zeugen Jehovas, sondern als Christen vor und benutzten anstelle der indonesischen Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung lieber Bibelübersetzungen anderer Kirchen. * Wieder andere verbreiteten biblische Literatur nur zurückhaltend.
Einige dieser Angewohnheiten waren Überbleibsel aus der Verbotszeit oder lagen in der Kultur begründet. Indonesier ziehen einen Kompromiss der Konfrontation vor und kommunizieren lieber indirekt als offen. Wie konnte den Brüdern geholfen werden, sich anzupassen?
Jehova sorgte durch reife Brüder für liebevollen Rat (Eph. 4:11, 12). 2010 kam zum Beispiel Stephen Lett, ein Mitglied der leitenden Körperschaft, zu Besuch. Er ermunterte die Brüder, den Namen Gottes hochzuhalten, indem sie im Dienst so oft wie möglich die Neue-Welt-Übersetzung gebrauchen. Der Missionar Misja Beerens sagt: „Viele Verkündiger waren von Bruder Letts Vortrag sehr berührt. Ihnen wurde klar: Sie müssen sich als Zeugen Jehovas von anderen abheben und Gottes Wort voller Stolz verteidigen.“
In Indonesien bringen Muslime Jehovas Zeugen oft mit der Christenheit in Verbindung. Daher enthielt der indonesische Königreichsdienst folgenden wertvollen Hinweis: „Sich gleich zu Beginn des Gesprächs eindeutig als Zeuge Jehovas zu erkennen zu geben, ist meistens das Beste . . . Wir sind stolz darauf, Jehova zu vertreten, und wir möchten seinen Namen und Vorsatz in unserem zugeteilten Gebiet bekannt machen!“ Shinsuke Kawamoto, der im Zweigbüro in Indonesien dient, erzählt: „Diese direkte, aber taktvolle Vorgehensweise führt zu guten Ergebnissen. Viele Muslime finden Jehovas Zeugen interessant und wollen wissen, warum wir so anders sind. Ihre Neugier bietet uns die Gelegenheit, ein gutes Zeugnis zu geben.“
Verkündiger wurden auch angespornt, mehr Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! abzugeben. Lothar Mihank, der Koordinator des Zweigkomitees, erklärt: „Die Zeitschriften helfen Menschen, uns kennenzulernen. Sie lockern den ‚Boden‘ und machen Menschen für die Wahrheit empfänglicher. Wenn wir sie überall verbreiten, können noch mehr etwas über Jehova erfahren.“
Öffentliches Zeugnisgeben zeigt Wirkung
2013 führte das indonesische Zweigbüro zwei neue Predigtmethoden ein, die von der leitenden Körperschaft genehmigt worden waren: das besondere öffentliche Zeugnisgeben in Ballungszentren und das öffentliche Zeugnisgeben im Versammlungsgebiet. Diese spannenden Entwicklungen ermöglichen es immer mehr Menschen, von der guten Botschaft zu hören.
Im Rahmen des öffentlichen Zeugnisgebens in Ballungszentren wurde der erste Infostand in einem Elektronik-Shoppingcenter in Westjakarta aufgestellt. Dann begannen auch Versammlungen, Infostände und Trolleys in
ihrem Gebiet zu verwenden. Innerhalb eines Jahres hatte man in den Städten mehr als 400 Infostände und Trolleys im Einsatz. Was ist dadurch erreicht worden?Yusak Uniplaita, ein Ältester in Jakarta, berichtet: „Bevor wir mit dem öffentlichen Zeugnisgeben anfingen, bestellte unsere Versammlung 1200 Zeitschriften pro Monat. Sechs Monate später waren es schon 6 000 und jetzt bestellen wir 8 000. Wir geben auch viele Bücher und Broschüren ab.“ In Medan (Nordsumatra) begann eine kleine Gruppe von Pionieren an drei Standorten mit dem Trolley-Dienst. Im ersten Monat verbreiteten sie 115 Bücher und rund 1800 Zeitschriften. Zwei Monate später gaben etwa 60 Pioniere an sieben Standorten über 1200 Bücher und 12 400 Zeitschriften ab. Der Missionar Jesse Clark sagt: „Diese neuen Predigtmethoden begeistern die Brüder und machen deutlich, dass es in Indonesien noch ein großes Potenzial gibt. Das öffentliche Zeugnisgeben ist nicht mehr wegzudenken!“
Die Sprache des Herzens
Indonesien liegt mitten in einer der sprachlich vielfältigsten Regionen der Erde. * Die meisten sprechen Indonesisch (die Verkehrssprache), wobei viele auch eine Regionalsprache verwenden — die Sprache ihres Herzens.
2012 beschloss das Zweigbüro, den Bedarf in den einzelnen Sprachen zu ermitteln. Tom Van Leemputten berichtet: „Wir starteten mit der Übersetzung in 12 einheimische Sprachen, die von rund 120 Millionen Menschen gesprochen werden. Als unsere javanesischen Übersetzer das erste Muster für ein Traktat in ihrer Sprache sahen, vergossen sie Freudentränen. Endlich hatten sie geistige Speise in ihrer eigenen Sprache!“
Trotzdem hielten die meisten Versammlungen ihre Zusammenkünfte weiter in Indonesisch ab, sogar in Regionen, wo die Mehrheit eine Eingeborenensprache spricht. Lothar Mihank erinnert sich: „2013 besuchten meine Frau Carmen und ich einen zweitägigen Kongress auf Nias (Nordsumatra). Die meisten der 400 Anwesenden sprachen Niassisch, doch alle Vorträge waren in Indonesisch. Nachdem ich mit den Rednern gesprochen hatte, gaben wir bekannt, dass das Programm am nächsten Tag in Niassisch stattfinden wird. Am nächsten Morgen zwängten sich mehr als 600 Personen in den Zuschauerraum.“ Carmen fügt hinzu: „Es war offensichtlich, dass die Anwesenden das Programm aufmerksamer verfolgten als am Tag zuvor, als die Vorträge in Indonesisch dargeboten wurden. Sie waren begeistert, die Botschaft der Bibel in ihrer Sprache zu hören und wirklich zu verstehen.“
In Indonesien können jetzt auch Gehörlose die Wahrheit in ihrer Sprache „hören“. Seit 2010 hat das Übersetzerteam für die Gebärdensprache sieben Broschüren und acht Traktate hergestellt. Außerdem organisierte das Zweigbüro 24 Gebärdensprachkurse, in denen über 750 Personen geschult wurden. Heute betreuen 23 Gebärdensprachversammlungen und -gruppen schätzungsweise drei Millionen Gehörlose in Indonesien.
Momentan besteht die Übersetzungsabteilung aus 37 Teams an 19 verschiedenen Orten. Es gibt 117 Übersetzer, die von 50 Brüdern und Schwestern unterstützt werden.
^ Abs. 2 Die vollständige Neue-Welt-Übersetzung in Indonesisch kam 1999 heraus. Die Übersetzer hatten sieben Jahre unter Verbot hart daran gearbeitet. Einige Jahre später wurden das zweibändige Bibellexikon Einsichten über die Heilige Schrift und die Watchtower Library auf CD-ROM veröffentlicht — eine bemerkenswerte Übersetzungsleistung.
^ Abs. 2 Indonesien hat 707 lebende Sprachen, im östlich liegenden Papua-Neuguinea sind es 838.