An die Epheser 4:1-32

4  Ich, der ich wegen des Herrn im Gefängnis bin,+ bitte euch deshalb eindringlich: Lebt so, wie es eurer Berufung würdig ist,+  mit aller Demut,+ Milde+ und Geduld.+ Ertragt einander in Liebe,+  und bemüht euch ernsthaft, die Einheit des Geistes in dem vereinigenden Band des Friedens zu bewahren.+  Es gibt nur einen einzigen Körper+ und einen einzigen Geist,+ so wie ihr zu ein und derselben Hoffnung+ berufen worden seid,   einen einzigen Herrn,+ einen einzigen Glauben, eine einzige Taufe,   einen einzigen Gott und Vater von allen, der über allen und durch alle und in allen ist.  Nun ist jedem von uns unverdiente Güte geschenkt worden, so wie der Christus dieses Geschenk* zugeteilt hat.+  Es heißt* nämlich: „Als er in die Höhe hinaufging, führte er Gefangene weg. Er gab Menschen als Gaben.“+  Was bedeutet der Ausdruck „als er hinaufging“ anderes, als dass er auch zu den unteren Regionen, das heißt zur Erde, hinabging?  10  Derjenige, der hinabging, ist auch hoch über alle Himmel+ hinaufgegangen,+ um allem Fülle zu geben*. 11  Und er gab einige als Apostel,+ einige als Propheten,+ einige als Evangeliumsverkündiger,+ einige als Hirten und Lehrer,+ 12  damit sie die Heiligen auf den richtigen Weg bringen, damit sie anderen dienen und damit der Körper des Christus aufgebaut wird,+ 13  bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes kommen, bis wir zum voll erwachsenen Mann+ geworden sind und das Maß erreicht haben, das der Fülle des Christus entspricht.+ 14  Wir sollten also keine Kinder mehr sein, die wie von Wellen hin und her geworfen und von jedem Wind der Lehre hierhin und dorthin getrieben werden+ durch das falsche Spiel von Menschen, durch listige Täuschungsmanöver.  15  Lasst uns vielmehr die Wahrheit reden und so in allem durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt* ist, Christus.+ 16  Von ihm aus ist der ganze Körper+ harmonisch zusammengefügt, und so kann durch jedes Gelenk, das seine Funktion erfüllt, alles zusammenarbeiten. Wenn jeder Körperteil richtig funktioniert, trägt das zum Wachstum des Körpers bei, und er baut sich in Liebe auf.+ 17  Deshalb sage ich und bezeuge es im Namen des Herrn: Lebt nicht mehr so weiter, wie die anderen Völker leben,+ ohne Sinn und Verstand.+ 18  Ihr Verstand ist verfinstert, und das Leben, das Gott gehört, ist ihnen wegen ihrer Unwissenheit und wegen der Gefühllosigkeit ihres Herzens fremd.  19  Da sie jedes moralische Empfinden verloren haben, haben sie sich einem dreisten Verhalten+ hingegeben, um gierig jede Art Unreinheit zu praktizieren.+ 20  Ihr aber habt den Christus nicht so kennengelernt,  21  falls ihr ihn überhaupt gehört habt und durch ihn belehrt worden seid, so wie die Wahrheit in Jesus ist.  22  Ihr habt gelernt, dass ihr die alte Persönlichkeit ablegen sollt,+ die eurem früheren Lebenswandel entspricht und die durch trügerische Wünsche verdorben wird.+ 23  Auch sollt ihr in der Einstellung, die in euch vorherrscht, immer weiter erneuert werden+ 24  und die neue Persönlichkeit anziehen,+ die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist. 25  Deshalb: Da ihr jetzt das Betrügerische abgelegt habt, soll jeder von euch mit seinem Mitmenschen die Wahrheit reden,+ denn wir sind Teile eines Körpers, die zueinander gehören.+ 26  Falls ihr zornig seid, sündigt nicht.+ Lasst die Sonne nicht untergehen, während ihr noch ärgerlich seid.+ 27  Gebt dem Teufel keine Chance.+ 28  Wer stiehlt, soll nicht mehr stehlen.+ Vielmehr soll er hart arbeiten und mit seinen Händen gute Arbeit leisten,+ damit er einem Bedürftigen etwas abgeben kann.+ 29  Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen,+ sondern nur etwas, was andere aufbaut, wie es gerade nötig ist. So könnt ihr den Zuhörern Gutes vermitteln.+ 30  Auch betrübt nicht Gottes heiligen Geist,+ den ihr als Siegel erhalten habt+ für den Tag der Befreiung durch Lösegeld.+ 31  Legt jede Art bösartige Verbitterung+ ab, Wut, Zorn, Geschrei, Beschimpfung+ und alles Verletzende.+ 32  Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid von Herzen mitfühlend,+ vergebt einander großzügig, so wie auch Gott euch durch Christus großzügig vergeben hat.+

Fußnoten

Oder „freie Gabe“.
Evtl. auch „Er sagt“.
Oder „alles zu erfüllen“.
Oder „Kopf“.

Studienanmerkungen

Demut: Siehe Anm. zu Apg 20:19.

die Einheit des Geistes … bewahren: Ein Christ, der diesem Rat folgt, lässt Gottes Geist auf sich wirken und bringt dessen Frucht hervor. Der Geist Gottes ist eine starke Kraft, die Menschen vereint (1Ko 2:12; Gal 5:22, 23). Im vorigen Vers erwähnt Paulus Demut, Milde, Geduld und Liebe – alles Eigenschaften, die zur Einheit beitragen (Eph 4:2).

vereinigenden Band des Friedens: Das griechische Wort für „vereinigendes Band“ bedeutet wtl. „zusammenhaltendes Band“, „Verbindung“. Es meint eigentlich die Bänder des Körpers, die die Knochen fest miteinander verbinden. In diesem Sinn wird es in Kol 2:19 verwendet. Wie die Bänder den Körper zusammenhalten, hält Frieden die Versammlung zusammen. Mit echtem Frieden ist mehr gemeint als nur das Fehlen von Konflikten. Er gründet sich auf Liebe und erfordert Anstrengung (Eph 4:2). In Kol 3:14 gebraucht Paulus dasselbe griechische Wort, wenn er die Liebe als „ein vollkommenes Band der Einheit“ beschreibt.

nur einen einzigen: Im Epheserbrief betont Paulus, wie wichtig Einheit ist. In Eph 4:4-6 zählt er einige Faktoren auf, die in der Versammlung gesalbter Christen für Einheit sorgen.

einen einzigen Körper: Hier wird die Christenversammlung mit einem menschlichen Körper verglichen. Der Kopf bzw. das „Haupt“ der Versammlung ist Jesus Christus (Eph 1:22, 23).

einen einzigen Geist: Gemeint ist Gottes heiliger Geist (1Ko 12:13; 2Ko 5:5).

ein und derselben Hoffnung: In diesem Zusammenhang ist die Hoffnung auf Leben im Himmel gemeint, die gesalbte Christen haben (Heb 3:1). Wenn die Gesalbten als Könige und Priester im Himmel amtieren, werden alle Menschen, die an Gott glauben und ihm dienen möchten, „aus der Sklaverei des Verderbens befreit“ und die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ erleben (Rö 8:20, 21, 24).

einen einzigen Herrn: D. h. Jesus Christus (1Ko 8:6).

einen einzigen Glauben: Gemeint ist die einzig richtige Art und Weise, Gott anzubeten. Dieser Glaube stützt sich auf die eine Botschaft, die Christen predigen: die Botschaft über Christus (Joh 3:16; 4:23, 24; Rö 10:16, 17; 2Ko 4:13).

eine einzige Taufe: Wie wichtig „eine einzige Taufe“ – die Taufe „im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ – für die Einheit ist, muss den Ephesern bewusst gewesen sein (Mat 28:19, 20). Auf seiner dritten Missionsreise hatte Paulus in Ephesus einige Jünger kennengelernt, die nur „die Taufe des Johannes“ empfangen hatten, und das offenbar, als sie nicht mehr gültig war. (Siehe Anm. zu Apg 18:25.) Die christliche Taufe kannten sie noch nicht. Nachdem Paulus mit ihnen über Christus und den heiligen Geist gesprochen hatte, „wurden sie im Namen des Herrn Jesus getauft“ (Apg 19:1-6). Von da an dienten sie Jehova vereint mit allen getauften Christen in Ephesus und anderswo.

einen einzigen Gott und Vater von allen: Gemeint ist Jehova Gott (5Mo 6:4).

Menschen als Gaben: Oder „Gaben, bestehend aus Menschen“. Paulus bezieht sich hier auf Ps 68:18. Dort dankt David Jehova in einem Lied für die Eroberung Jerusalems. Als die Stadt auf dem Berg Zion eingenommen wurde, ging Jehova gewissermaßen „in die Höhe hinauf“. Er ließ die Israeliten auch Gefangene nehmen – starke Männer, die als Arbeiter gute Dienste leisteten. Paulus erklärt unter der Leitung des Geistes die prophetische Bedeutung dieses Psalms: Jesus tritt für die Christenversammlung wie ein Eroberer auf (Eph 4:10). Als er „in die Höhe hinaufging“, d. h. in den Himmel, erhielt er enorme Macht (Mat 28:18; Eph 1:20, 21) und schenkte der Versammlung fähige Männer, die als Hirten und Aufseher liebevoll über Gottes Herde wachen sollen (Eph 4:11; siehe Anm. zu Apg 20:28; vgl. Jes 32:1, 2).

hoch über alle Himmel hinaufgegangen: Jesus hat im Himmel eine Stellung erhalten, die höher ist als die von jedem anderen Geschöpf (Eph 1:20-23; Php 2:9-11).

Evangeliumsverkündiger: Das entsprechende griechische Wort meint jemanden, der eine gute Botschaft verkündet bzw. öffentlich bekannt macht. Es leitet sich von dem Wort Evangelium („gute Botschaft“) ab und kommt in den Christlichen Schriften drei Mal vor (2Ti 4:5; siehe Anm. zu Apg 21:8). Grundsätzlich haben alle Christen den Auftrag, die gute Botschaft zu verkünden (Mat 24:14; 28:19, 20). Doch wahrscheinlich verwendet Paulus das Wort hier in einem spezielleren Sinn, und zwar in der Bedeutung „Missionar“. Paulus, Timotheus, Barnabas, Silas und andere reisten als Missionare in weit entfernte Gebiete, in denen die Menschen noch nicht von der guten Botschaft gehört hatten (Apg 13:2-4; 15:40, 41; 16:3, 4).

auf den richtigen Weg bringen: Oder „schulen“. Im Griechischen steht hier das Substantiv katartismós. Es bezieht sich darauf, dass etwas instand gesetzt oder richtig angeordnet wird. Es kann auch bedeuten, dass jemand für eine Aufgabe ausgerüstet wird. Im medizinischen Kontext verwendete man das Wort für das Einrichten von Knochen oder das Einrenken von Gelenken. (Siehe Anm. zu 2Ko 13:9.) Jesus brachte „die Heiligen“ auf den richtigen Weg, indem er ihnen half, ihr Denken, ihre Einstellung und ihr Verhalten nach Gottes Willen und Vorstellungen auszurichten. Das erreichte er durch „Menschen als Gaben“, d. h. Älteste, die durch den heiligen Geist ernannt wurden und der Versammlung dienten (Eph 4:8, 11, 12; 1Ko 16:15-18; 2Ti 2:2; Tit 1:5).

bis wir alle: Wie die Formulierung nahelegt, muss jeder einzelne Christ daran arbeiten, reif zu werden und mit seinen Glaubensbrüdern eine Einheit zu bilden. (Siehe Anm. zu voll erwachsenen in diesem Vers.)

Einheit im Glauben: Gemeint sind einheitliche Lehren und Glaubensansichten (Eph 4:5; Kol 1:23; 2:7). Die griechische Wendung könnte auch mit „im Glauben eins werden“ übersetzt werden.

genauen Erkenntnis: In den Christlichen Griechischen Schriften gibt es zwei Wörter, die im Allgemeinen mit „Erkenntnis“ wiedergegeben werden: gnṓsis und epígnōsis. Das hier verwendete Wort epígnōsis ist eine verstärkte Form von gnṓsis. Die Vorsilbe epí- („auf“, „über“) bedeutet in diesem Fall „dazu“, im Sinn von „zusätzlich“. Je nach Kontext kann epígnōsis genaue, richtige oder vollständige Erkenntnis meinen. (Siehe Anm. zu Rö 10:2.) Mit diesem Wort verdeutlicht Paulus, dass ein reifer Christ gemeinsam mit seinen Glaubensbrüdern seine Erkenntnis über Jesus Christus, den Sohn Gottes, immer mehr vertiefen muss (1Ko 1:24, 30; Eph 3:18; Kol 2:2, 3; 2Pe 1:8; 2:20).

voll erwachsenen: Paulus legt den Ephesern ans Herz, zu „voll erwachsenen“ oder „reifen“ Christen zu werden (1Ko 14:20). Sie sollten das Maß erreichen, das der Fülle des Christus entspricht, d. h. im Glauben erwachsen werden. Dazu mussten sie das, was sie über Jesus gelernt hatten, in ihrem Leben umsetzen. Dann würden sie sich von falschen Lehren und Ideen nicht verunsichern lassen. Die Versammlung als Ganzes mit den Aposteln, Propheten, Evangeliumsverkündigern, Hirten und Lehrern unterstützte sie bei diesem Reifeprozess (Eph 4:11-14).

durch das falsche Spiel von Menschen: Wtl. „im Würfelspiel der Menschen“. Diese Formulierung kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Es handelt sich um eine damals übliche Redewendung, die sich auf das Betrügen beim Würfelspiel bezieht. (Siehe Mediengalerie, „Römische Würfel“.) Paulus fordert die Epheser auf, sich nicht wie Kinder zu verhalten, d. h., sie sollten im Glauben „erwachsen“ oder „reif“ werden. Wer unerfahren ist und kein gutes Urteilsvermögen besitzt, kann „durch das falsche Spiel von Menschen“ getäuscht werden und wird keine Fortschritte im Glauben machen. Jehova hat der Versammlung Hirten geschenkt, die sie vor falschen Lehrern schützen (Eph 4:8; siehe Anh. A1).

die Wahrheit reden: Das entsprechende griechische Verb hat eine breite Bedeutung und kann auch mit „wahrhaftig sein“ übersetzt werden. Deshalb stehen in einigen Bibeln Formulierungen wie „die Wahrheit leben“ oder „an der Wahrheit festhalten“. Paulus stellt hier das ehrliche Verhalten echter Christen dem falschen Spiel und den listigen Täuschungsmanövern von falschen Lehrern gegenüber, die er in Vers 14 verurteilt. Einen ähnlichen Gedanken äußert er in Eph 4:25, wo er offensichtlich aus Sach 8:16 zitiert. Jehovas Maßstab für Wahrhaftigkeit ändert sich nicht. Er erwartet von seinen Dienern, dass sie immer für die Wahrheit eintreten, und das in Wort und Tat (3Mo 19:11; Spr 19:9).

harmonisch zusammengefügt: Das entsprechende griechische Verb beschreibt in diesem Kontext das Zusammenspiel der verschiedenen Teile des menschlichen Körpers. Jeder Körperteil trägt zur Gesundheit des ganzen Körpers bei. Ähnlich funktioniert die Versammlung, deren Haupt Jesus Christus ist (Eph 1:22, 23; 4:4, 15). Wenn alle harmonisch zusammenarbeiten und sich von Christus leiten lassen, geht es der Versammlung gut, und es herrscht eine liebevolle Atmosphäre (1Ko 12:14-27; Kol 2:19; 3:14). Das gleiche griechische Wort steht auch in Eph 2:21 (siehe Anm.), wo Paulus die Versammlung als Bau bzw. als Gebäude bezeichnet, das harmonisch zusammenwächst.

jedes Gelenk: Die einzelnen Teile des menschlichen Körpers sind durch Gelenke miteinander verbunden. Auch die Versammlung geistgesalbter Christen bildet einen Körper, dessen Glieder von Jesus Christus „durch jedes Gelenk“ mit allem versorgt werden, was sie brauchen. Jesus sorgt dafür, dass geistige Nahrung ausgeteilt wird, ein Informationsaustausch stattfindet und alles in der Versammlung geordnet abläuft. Dadurch ist der „Körper“ gut versorgt und jeder kennt seine Aufgabe (Eph 4:7-16; siehe Anm. zu Kol 2:19). Für „Gelenk“ verwendet Paulus hier einen griechischen Begriff aus der damaligen Medizinersprache. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass es in Ephesus eine Schule für Ärzte gab. Vielleicht gebraucht Paulus deshalb den Vergleich mit einem Körper.

zusammenarbeiten: Wtl. „zusammengebracht werden“. Gemäß einem Fachwörterbuch bedeutet das griechische Verb auch „verbinden, vereinigen“.

ohne Sinn und Verstand: Wtl. „in der Sinnlosigkeit ihrer Gedanken“. Einem Fachwörterbuch zufolge geht es hier um „Heiden“, die „mit e[inem] auf d[as] Eitle gerichteten Sinne wandeln“, d. h., ihre Gedanken drehen sich um Sinnloses. Weil das zu Frustration und Enttäuschung führt, rät Paulus Christen: „Lebt nicht mehr so weiter, wie die anderen Völker leben.“ (Weitere Informationen zu dem griechischen Begriff für „Sinnlosigkeit“ stehen in der Anm. zu Rö 8:20.)

Ihr Verstand ist verfinstert: Mit „Verstand“ ist hier nicht Intelligenz oder Denkvermögen gemeint. In der Bibel wird Unwissenheit, vor allem in Glaubensangelegenheiten, oft mit Dunkelheit verglichen (Hi 12:24, 25; Jes 5:20; 60:2; Joh 8:12; 2Ko 4:6; Eph 1:17, 18; 5:8, 11; 1Pe 2:9; 1Jo 2:9-11). Wenn jemand Jehova und Jesus Christus nicht kennt, ist sein Verstand „verfinstert“. Er tappt im Dunkeln und hat keine Orientierung im Leben (Joh 17:3; Rö 1:21, 28; 2Ko 4:4).

das Leben, das Gott gehört: Das hier mit „Leben“ wiedergegebene griechische Wort bezeichnet einem Nachschlagewerk zufolge „Leben als Prinzip, Leben im absoluten Sinn“. (Für „Leben“ im Sinn von „Lebensweise“ bzw. „Lebensstil“ wird ein anderes griechisches Wort verwendet; siehe z. B. Luk 8:14; 1Ti 2:2.) Dieses Leben ist denen fremd, deren Verstand verfinstert ist. Sie kennen Jehova nicht, von dem das Leben an sich und die Hoffnung auf ewiges Leben stammt (Ps 36:9; Rö 1:21; Gal 6:8; Kol 1:21).

Gefühllosigkeit: Wtl. „Abstumpfung“. Wer völlig in der Denkweise und im Geist der Welt aufgeht, hat im übertragenen Sinn ein gefühlloses oder abgestumpftes Herz (1Ko 2:12; Eph 2:2; 4:17). Er will Gott nicht kennenlernen. Das griechische Wort für „Gefühllosigkeit“ ist von einem medizinischen Begriff abgeleitet, der unter anderem für empfindungslose, verhornte Haut gebraucht wurde. Hier wird damit beschrieben, dass das sinnbildliche Herz mit der Zeit Gott gegenüber hart und unempfänglich werden kann.

jedes moralische Empfinden verloren haben: Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „keinen Schmerz mehr empfinden“. Es wird hier bildlich für jemanden gebraucht, der jedes Gefühl für Moral und Anstand verloren hat. Sein Gewissen reagiert nicht mehr und er fühlt sich Gott gegenüber nicht rechenschaftspflichtig (1Ti 4:2).

dreisten Verhalten: Oder „schamlosen Verhalten“. Das griechische Wort asélgeia beschreibt ein Verhalten, das einen schweren Verstoß gegen Gottes Gesetz darstellt und das von einer unverschämten Einstellung oder von dreister Verachtung zeugt. (Siehe Worterklärungen und Anm. zu Gal 5:19.)

jede Art Unreinheit: Das Wort für „Unreinheit“ (griechisch akatharsía) hat ein breites Bedeutungsspektrum. Hier wird es im übertragenen Sinn gebraucht und kann sich unter anderem auf Unreinheit auf dem Gebiet der Sprache, des Verhaltens, der Sexualität oder der Religion beziehen. (Vgl. 1Ko 7:14; 2Ko 6:17; 1Th 2:3.) Das Wort betont, wie abstoßend das falsche Verhalten oder der daraus resultierende Zustand auf moralischer Ebene ist. (Siehe Anm. zu Gal 5:19.) Paulus stellt einen Zusammenhang zwischen Unreinheit und Gier her. Das griechische Wort pleonexía (hier mit „gierig“ übersetzt) beschreibt ein unstillbares Verlangen nach mehr. Mit dem Zusatz „gierig“ zeigt Paulus, dass es bei Unreinheit unterschiedliche Schweregrade geben kann. (Siehe Anm. zu Rö 1:29.)

in der Einstellung, die in euch vorherrscht: Oder „in der Kraft, die euren Sinn antreibt“. Wtl. „im Geist eures Sinnes“. Mit dem griechischen Ausdruck ist hier die innere Triebkraft eines Menschen gemeint, die ihn veranlasst, etwas Bestimmtes zu sagen oder zu tun. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Es ist die Kraft, die das Denken beeinflusst und formt, einschließlich der Neigungen, Wünsche und Beweggründe. Unvollkommene Menschen haben einen Hang dazu, verkehrt zu denken. Sie neigen dazu, sich auf rein Physisches zu konzentrieren, wie materiellen Besitz oder die Befriedigung sündiger Wünsche (1Mo 8:21; Pr 7:20; Kol 1:21; 2:18). Wer ein Christ werden möchte, muss in der Einstellung, die in ihm vorherrscht, „erneuert werden“, damit seine Gedanken in die richtige Richtung gelenkt werden und er so denkt wie Gott. (Siehe Anm. zu 1Ko 2:15.) Und auch später noch muss seine Einstellung „immer weiter erneuert werden“, indem er die Bibel studiert und Gottes Geist auf sich wirken lässt.

immer weiter erneuert werden: Das entsprechende griechische Verb steht im Präsens, womit eine fortlaufende Handlung ausgedrückt wird. Die innere Einstellung zu erneuern ist also ein anhaltender Prozess (Php 3:12, 13).

die neue Persönlichkeit: Wtl. „den neuen Menschen“. Ein Christ muss sich völlig ändern: Es reicht nicht, „die alte Persönlichkeit“ (wtl. „den alten Menschen“) mit ihren schlechten Gewohnheiten abzulegen (Eph 4:22), er muss auch „die neue Persönlichkeit“ anziehen. Die neue Persönlichkeit, „die nach Gottes Willen … geschaffen worden ist“, ist ein Spiegelbild der Persönlichkeit Jehovas (Kol 3:9, 10). Er möchte, dass seine Diener ihm immer ähnlicher werden und die schönen Eigenschaften seiner Persönlichkeit widerspiegeln, die zum Teil in Gal 5:22, 23 aufgezählt werden. (Siehe Anm. zu Gal 5:22; Eph 4:23.)

Mitmenschen: Siehe Anm. zu Mat 22:39.

Falls ihr zornig seid: Mit diesem Zitat aus Ps 4:4 zeigt Paulus, dass Christen durchaus zornig sein dürfen. Jehova und Jesus reagieren auf Schlechtigkeit und Ungerechtigkeit auch mit Zorn. Allerdings ist ihre Reaktion immer vollkommen gerecht und angemessen (Hes 38:18, 19; siehe Anm. zu Mar 3:5). Auch Christen dürfen zornig sein, wenn es gerechtfertigt ist. Paulus warnt jedoch: „Sündigt nicht.“ Ein Christ sollte sich nie im Zorn zu einem Wutausbruch, zu Beleidigungen oder Gewalt hinreißen lassen (Eph 4:31). In Ps 4:4 wird Dienern Gottes geraten, Jehova im Gebet alles anzuvertrauen, was ihnen Sorgen macht oder sie verärgert.

Lasst die Sonne nicht untergehen, während ihr noch ärgerlich seid: Bei den Juden begann mit dem Sonnenuntergang ein neuer Tag. Paulus rät hier also, seinen Ärger nicht von einem Tag zum nächsten mit sich herumzutragen und schwelen zu lassen. Auch Jesus warnte davor, anhaltend wütend auf jemanden zu sein (Mat 5:22). Ansonsten könnte das zu Verbitterung, Groll und Zerwürfnissen innerhalb der Versammlung führen (3Mo 19:18; Ps 36:4; Gal 5:19-21). Paulus gibt Christen praktische Hinweise, wie sie Probleme schnell lösen können, idealerweise noch am selben Tag (Rö 12:17-21; Eph 4:2, 3).

Gebt dem Teufel keine Chance: Wtl. „Gebt dem Teufel keinen Raum“. Damit bekräftigt Paulus seine Warnung vor aufgestauter Wut. (Siehe Anm. zu Eph 4:26.) Würde ein Christ Ärger oder feindselige Gefühle in sich hineinfressen, würde er dem Teufel sozusagen Platz einräumen. Satan könnte die Situation ausnutzen und ihn zu einer schweren Sünde verleiten (Ps 37:8). Es würde dem Teufel auch in die Hände spielen, wenn Christen zulassen würden, dass aufgestauter Ärger die Einheit in der Versammlung gefährdet (Jak 4:1, 7).

nicht mehr stehlen: Was Paulus hier schreibt, könnte vor allem für die Ärmeren in der Versammlung in Ephesus von Bedeutung gewesen sein. Einige waren vielleicht nur Gelegenheits- oder Saisonarbeiter und schafften es kaum, für ihre Familie zu sorgen. Entsprechend groß könnte die Versuchung gewesen sein zu stehlen. Paulus macht hier deutlich, dass Christen ungeachtet ihrer Umstände nicht stehlen dürfen, sondern stattdessen hart arbeiten sollten (5Mo 5:19; 1Th 4:11). Zuvor hatte Paulus die Ältesten aus Ephesus an sein eigenes Beispiel auf diesem Gebiet erinnert (Apg 20:17, 34; siehe auch Anm. zu Apg 18:3). Auf seinen Rat zu hören bedeutete für die Christen in Ephesus, dem Versprechen Jesu zu vertrauen, dass Gott für alles sorgen würde, was sie brauchten (Mat 6:25-33).

schlechtes Wort: Das mit „schlecht“ übersetzte griechische Wort bedeutet wtl. „faul“ und kann sich auf Obst, Fisch oder Fleisch beziehen (Mat 7:17, 18; 12:33; Luk 6:43). Es zeigt anschaulich, dass eine schlechte, beleidigende oder obszöne Sprache für Christen nicht infrage kommt. Stattdessen sollten sie nur über etwas sprechen, „was andere aufbaut“. Ihre Worte sollten „Gutes vermitteln“ und „mit Salz gewürzt“ sein (Kol 4:6 und Anm.).

betrübt nicht Gottes heiligen Geist: Das mit „betrüben“ wiedergegebene griechische Wort kann auch „traurig machen“ oder „kränken“ bedeuten. Paulus gebraucht hier das Stilmittel der Personifikation, wenn er dem heiligen Geist – einer unpersönlichen Kraft – Gefühle zuschreibt. (Vgl. Anm. zu Joh 16:8, 13; Rö 8:27.) Gott setzt seinen Geist ein, um seine Diener anzuleiten und zu stärken. Der heilige Geist bringt in ihnen gute Eigenschaften hervor (Gal 5:22-24). Wer Gottes Geist nicht schätzt, sich gegen seinen Einfluss wehrt und den vom Geist eingegebenen biblischen Rat missachtet, „betrübt“ ihn bildlich gesprochen (Eph 4:17-29; 5:1-5; Jes 63:10; Apg 7:51).

als Siegel erhalten habt für den Tag der Befreiung durch Lösegeld: Gesalbte Christen haben den heiligen Geist als ein Siegel erhalten. Dieses Siegel kennzeichnet sie als Gottes Eigentum und bestätigt ihnen, dass sie im Himmel leben dürfen. (Siehe Anm. zu 2Ko 1:22.)

Geht … freundlich miteinander um: In Eph 4:31 nennt Paulus einige schlechte Denk- und Verhaltensweisen. Hier fordert er die Epheser auf, anders zu sein und gute Eigenschaften wie Freundlichkeit zu entwickeln (Kol 3:12, 13). Vielleicht mussten sie sich darin noch verbessern. Die griechische Formulierung lautet wtl. „Werdet … freundlich zueinander“.

Medien

Römische Würfel
Römische Würfel

Die hier abgebildeten Würfel stammen aus der Römerzeit. Sie sind aus Elfenbein geschnitzt. Andere Würfel wurden aus Knochen oder Stein gefertigt. In Eph 4:14 warnt Paulus davor, sich von anderen täuschen zu lassen, und greift dabei auf eine griechische Wendung zurück, die auf das Würfelspielen Bezug nimmt; dabei ging es nämlich oft nicht ehrlich zu. Da der von ihm gebrauchte Ausdruck übertragen gemeint ist, wird er mit „das falsche Spiel von Menschen“ übersetzt.