Der erste Brief an die Korinther 11:1-34
Fußnoten
Studienanmerkungen
Traditionen: Oder „Überlieferungen“. Das griechische Wort parádosis, das hier mit „Traditionen“ übersetzt ist, bezieht sich auf etwas, das weitergegeben oder überliefert wird, z. B. Informationen, Anweisungen oder Vorgehensweisen, die andere beachten sollen. In den Christlichen Griechischen Schriften wird das Wort manchmal im positiven Sinn für Traditionen verwendet, die Teil der wahren Anbetung waren (2Th 2:15; 3:6). Beispielsweise konnten die Informationen, die Paulus über den Ablauf der Abendmahlsfeier erhielt, zu Recht als christliche Tradition an die Versammlungen weitergegeben werden (1Ko 11:23). Oft wird parádosis auch im negativen Sinn für Traditionen gebraucht, die auf falschen Vorstellungen beruhten oder die man auf eine Art verstand oder befolgte, die fragwürdig war und sich schädlich auswirkte (Mat 15:2, 3; Mar 7:3, 5, 13; Kol 2:8).
unbedecktem: Oder „unverhülltem“. In der jüdischen Gesellschaft und in Teilen der griechisch-römischen Welt galt es allgemein als Zeichen von Bescheidenheit, wenn eine Frau ihr Haar in der Öffentlichkeit bedeckte oder sich verschleierte. Wie aus den Worten von Paulus in diesem Kapitel hervorgeht, trugen auch Christinnen im 1. Jh. eine Kopfbedeckung. Es gab aber offenbar auch Frauen, wie z. B. Zauberinnen und Priesterinnen verschiedener Kulte, die ihren Schleier abnahmen und ihr Haar unordentlich herunterhängen ließen, wenn sie sich unter dem Einfluss einer übernatürlichen Kraft glaubten. In der Christenversammlung wäre ein solches Verhalten eine Respektlosigkeit gegenüber Jehovas Prinzip der Leitung durch ein Haupt und der Unterordnung gewesen. Möglicherweise gab Paulus den Christen in Korinth deshalb Rat zu diesem Thema (1Ko 11:3-10; siehe Anm. zu 1Ko 11:10, 15).
Frau mit kahl geschorenem Kopf: Gemäß den Worten von Paulus galt es für eine Frau als Schande, einen kahl geschorenen Kopf oder kurze Haare zu haben. Das lag womöglich daran, dass ein geschorener Kopf normalerweise nur mit Sklavinnen in Verbindung gebracht wurde und vielleicht auch mit Frauen, die beim Ehebruch ertappt worden waren. Außerdem sprechen die Hebräischen Schriften von Frauen, die erleben mussten, dass ihre „hübsche Frisur“ durch eine „Glatze“ ersetzt wurde, ein Zeichen der Trauer (Jes 3:24). Die genauen Hintergründe der Aussage von Paulus sind nicht bekannt. Jedenfalls vergleicht er die Schande solcher Frauen mit der Schande von Frauen, die in der Christenversammlung ohne Kopfbedeckung beteten oder prophezeiten. Ihre Schande wäre genauso groß, wie wenn sie ihr Haar komplett abrasierten, und sie würden mangelnden Respekt vor Gottes Leitungsprinzip zeigen (1Ko 11:3-10; siehe Anm. zu 1Ko 11:15).
Zeichen der Befugnis: In diesem Kapitel gibt Paulus Hinweise zum Thema Leitung durch ein Haupt (1Ko 11:3). Hier spricht er davon, dass eine Christin eine Kopfbedeckung tragen sollte, wenn sie in der Versammlung betet oder prophezeit. Die Kopfbedeckung ist ein „Zeichen der Befugnis“, ein sichtbares Zeichen, an dem auch die Engel erkennen, dass die Frau die Führungsrolle anerkennt, die Gott ernannten Männern in der Versammlung übertragen hat. Wenn eine Frau unter bestimmten Umständen eine Kopfbedeckung trägt, zeigt sie, dass sie sich bereitwillig in die Autoritätsstruktur der Versammlung einfügt (1Ko 11:4-6; siehe Anm. zu 1Ko 11:5, 15).
anstelle einer Bedeckung gegeben: Das mit „Bedeckung“ übersetzte griechische Wort peribólaion erscheint in den Christlichen Griechischen Schriften nur in diesem Vers. Es bezeichnet etwas, was man sich umwirft, z. B. einen Umhang, der Kopf und Schultern bedeckt. Bei den Juden und Griechen konnte man an der Haarlänge einer Person sofort ihr Geschlecht erkennen. Sklavinnen und möglicherweise auch manchen Frauen, die beim Ehebruch ertappt worden waren, wurden die Haare kurz geschnitten oder komplett abgeschoren. (Siehe Anm. zu 1Ko 11:5.) Die langen Haare einer Frau erinnerten auf natürliche Weise an ihre Stellung innerhalb des göttlichen Leitungsprinzips (1Ko 11:3). Trug eine Christin beim Beten oder Prophezeien in der Versammlung als „Zeichen der Befugnis“ eine Kopfbedeckung, zeigte sie anderen, einschließlich der Engel, dass sie dieses Leitungsprinzip anerkannte (1Ko 11:3-16; siehe Anm. zu 1Ko 11:10).
Spaltungen: Siehe Anm. zu 1Ko 1:10.
Sekten unter euch: Wie der vorangehende Vers zeigt, hatte Paulus erfahren, dass es in der Versammlung in Korinth Spaltungen gab. Er wies darauf hin, dass durch die Existenz solcher Lager sichtbar würde, wer zu den in Gottes Augen Bewährten gehörte. Wer sich von solchen entzweienden Gruppen fernhielt und demütig alles tat, um Liebe und Einheit zu fördern, würde sich durch seine Treue von anderen unterscheiden; es würde deutlich werden, dass er ein echter Christ ist, der die richtigen Beweggründe hat. Auf diese Weise wurde durch Spaltungen und Sekten erkennbar, wer Gottes Anerkennung hatte. (Zu dem Begriff „Sekte“ siehe auch Anm. zu Apg 24:5.)
Abendmahl des Herrn: Oder „Herrenmahl“. Dieser Ausdruck erscheint in den Christlichen Griechischen Schriften nur ein Mal und bezieht sich auf die Gedenkfeier, die der Herr Jesus Christus am 14. Nisan kurz vor seinem Tod einführte. Das Mahl besteht aus ungesäuertem Brot und Wein – Symbole für den Körper bzw. das Blut Christi. Über die erste Abendmahlsfeier und die damit verbundenen Ereignisse berichten zwei Augenzeugen und Teilnehmer: Matthäus und Johannes (Mat 26:17-30; Joh 13:1-38). Markus und Lukas liefern zusätzliche Details, obwohl sie selbst nicht dabei waren (Mar 14:17-26; Luk 22:7-39). Und Paulus gibt durch seine Hinweise an die Versammlung in Korinth weiteren Aufschluss (1Ko 10:16-22; 11:20-34). Laut dem Bericht von Lukas und Paulus sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich“ (Luk 22:19; 1Ko 11:24, 25), oder wie andere Übersetzungen es wiedergeben: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Deshalb wird das Abendmahl passenderweise auch Gedächtnismahl genannt. Der Zweck des Abendmahls des Herrn besteht darin, an Jesu Tod zu erinnern. Es ist die einzige Feier, die in der Bibel für Christen vorgeschrieben ist.
einer hungrig ist, ein anderer aber ist betrunken: Paulus ermahnte die Christen in Korinth, weil sie den heiligen Anlass nicht in Einheit und Würde begingen. Einige brachten ihr Abendessen mit und aßen vor oder während der Zusammenkunft. Manche tranken dabei so viel Wein, dass sie betrunken waren. Andere hatten kein Abendessen. Sie waren hungrig und schämten sich in der Gegenwart derer, die viel zu essen hatten. Ob schläfrig oder gedanklich abgelenkt – diese Christen waren nicht in der richtigen Verfassung, um an der Abendmahlsfeier teilzunehmen oder den Anlass gebührend zu würdigen.
ich habe vom Herrn empfangen: Da Paulus nicht dabei war, als Jesus und die 11 Apostel am 14. Nisan 33 das erste Mal das Abendmahl des Herrn feierten, muss er die Informationen, die er darüber weitergab, durch eine inspirierte Offenbarung oder auf mündlichem Weg „vom Herrn empfangen“ haben. In einigen wenigen Übersetzungen steht hier der Gottesname, doch wie der Kontext nahelegt, bezieht sich das griechische Wort kýrios („Herr“) an dieser Stelle auf den Herrn Jesus Christus.
steht für: Siehe Anm. zu Mat 26:26.
nach dem Abendessen: D. h. nach dem Passahmahl.
sooft: Paulus spricht im Kontext nicht über die Häufigkeit, sondern über den Ablauf der Abendmahlsfeier. Im Griechischen steht (sowohl hier als auch im V. 25) das Wort hosákis, das „sooft“, „wann immer“, „jedes Mal wenn“ bedeutet. Im Prinzip sagt Paulus zu den gesalbten Christen: „Jedes Mal wenn ihr das tut, verkündet ihr immer wieder den Tod des Herrn.“ Sie tun das, bis er kommt, d. h. bis Jesus kommt, um sie in den Himmel aufzunehmen und das Urteil zu vollstrecken. Dann wird das Abendmahl des Herrn nicht mehr gefeiert werden. (Siehe Anm. zu Mat 24:30.)
zieht sich dadurch ein Strafgericht zu: Das Abendmahl des Herrn ist ein Gemeinschaftsmahl ähnlich dem im alten Israel. Damals konnte man Jehova ein Opfer darbringen und anschließend an einem Gemeinschaftsmahl teilnehmen. (Siehe Worterklärungen zu „Gemeinschaftsopfer“.) Wer unrein war, durfte nach dem mosaischen Gesetz bei so einem heiligen Mahl jedoch nicht mitessen, sonst hätte er „aus seinem Volk entfernt werden“ müssen (3Mo 7:20, 21). Das Abendmahl ist ein Gemeinschaftsmahl, an dem die Gesalbten teilnehmen. Vereint im selben Glauben nehmen sie vom Brot und vom Wein, Symbole für Jesu Körper und Blut. Aber auch Jehova, der Urheber der Abendmahlsfeier, nimmt daran teil. Da das Mahl heilig ist, fordert Paulus Christen auf, sich vorher einer Selbstprüfung zu unterziehen (1Ko 11:27-29). Wer bei dem Mahl mitisst und -trinkt, aber noch unreine, unbiblische Gewohnheiten hat oder sich heuchlerisch benimmt, „zieht sich … ein Strafgericht zu“, weil er keinen Respekt vor dem Lösegeld zeigt. (Vgl. Heb 10:28-31.)
schläft im Tod: Wtl. „schläft“. Bezieht sich hier offensichtlich auf den geistigen Tod.
werden wir von Jehova erzogen: Paulus ermutigt die Korinther hier, auf die Erziehung oder Korrektur, die sie wegen ihres respektlosen Verhaltens beim Abendmahl erhalten hatten, positiv zu reagieren (1Ko 11:27, 29). So würden sie es vermeiden, mit der Welt verurteilt zu werden, d. h. mit der ungerechten, von Gott entfremdeten Welt. Die Bibel beschreibt Jehova als jemand, der seine Diener erzieht und korrigiert, weil er sie liebt (5Mo 11:2; Spr 3:11, 12; Jer 7:28; Heb 12:5, 6).
von Jehova erzogen: Diese Formulierung könnte an Spr 3:11, 12 angelehnt sein, wo es heißt: „Mein Sohn, lehne die Erziehung von Jehova nicht ab …, denn Jehova weist den zurecht, den er liebt.“ In Spr 3:11 erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier Konsonanten יהוה (JHWH) zusammen mit dem Wort für „Erziehung“. Paulus zitiert diese Verse aus Sprüche in Heb 12:5, 6, weshalb dort der Name Jehova im Haupttext der Neuen-Welt-Übersetzung verwendet wird. (Siehe Anh. C1.) Da im vorliegenden Vers ein ähnlicher Wortlaut zu finden ist und die griechischen Wörter für „erziehen“ und „Erziehung“ hier und in Heb 12:5, 6 dieselben sind wie in der Septuaginta-Wiedergabe von Spr 3:11, 12, wird im Haupttext von 1Ko 11:32 der Name Gottes gebraucht. (Siehe Anh. C3, Einleitung, 1Ko 11:32.)
Medien
In biblischer Zeit war es üblich, dass Frauen ihren Kopf in der Öffentlichkeit bedeckten. Dazu benutzten sie Schleier, Tücher oder auch ihr Obergewand. Als der Apostel Paulus der Versammlung in Korinth etwas zum Thema Kopfbedeckungen schrieb, ging es ihm jedoch um mehr als die Gepflogenheiten seiner Zeit. Unter dem Einfluss des heiligen Geistes schrieb er, dass eine Frau ihren Kopf bedecken musste, falls sie in der Versammlung öffentlich betete oder prophezeite und damit eine Aufgabe erfüllte, die Gott dem Mann zugedacht hatte (1Ko 11:5). Wenn eine Christin ihren Kopf bedeckte, zeigte sie Achtung vor dem göttlichen Leitungsprinzip (1Ko 11:3).